Acrylamid und null Transparenz: Lavazza Espresso fällt im Test durch

Autor: Lena Wenzel | Kategorie: Essen und Trinken | 09.10.2019

Der Lavazza Espresso Cremoso gehört zu den Kaffeesorten, die im Test am schlechtesten abschneiden.
Foto: ÖKO-TEST

"Espresso Cremoso ist die ideale Mischung für alle, die jeden Tag einen köstlichen Kaffee genießen möchten": Mit diesem Satz wirbt Hersteller Lavazza für seinen Kaffee. Doch ist der auch guten Gewissens zu genießen? 

164 Liter Kaffee hat der Bundesbürger 2018 durchschnittlich getrunken. Die beliebteste Zubereitungsart in Deutschland ist der Filterkaffee, aber auch Espresso wird gern getrunken. Wir haben 22 Espresso-Kaffees aus ganzen Bohnen getestet. Ergebnis: Nur fünf Produkte sind empfehlenswert, der Rest überzeugt nicht. Ganze vier Röstungen fallen komplett durch – darunter der Lavazza Espresso Cremoso

Lavazza Espresso Cremoso im Test "mangelhaft"

Im Kaffeebohnen-Test bewerten wir den Lavazza Espresso Cremoso mit dem Gesamturteil "mangelhaft". Damit gehört die Röstung zu den vier schlechtesten Produkten im Test, allesamt "mangelhaft". Die Gründe in Kürze: Der Schadstoff Acrylamid und null Transparenz. 

Es ist wenig überraschend: In allen Produkten im Test steckt Acrylamid – ein Schadstoff, der beim Rösten entsteht, im Tierversuch als krebserregend gilt und erbgutschädigend sein kann. Es sind meist nur geringe Mengen im Test nachweisbar, im Lavazza Espresso Cremoso sowie in sieben weiteren Produkten aber sind die Gehalte so hoch, dass sie mehr als die Hälfte des EU-Richtwerts für Acrylamid ausschöpfen. Das werten wir ab. 

Etwas Kritik üben wir auch am Geschmack: Denn die Balance zwischen Säure und Bitterkeit stimmte laut den von uns beauftragten Sensorikexperten nicht. Bei anderen Produkten im Test haben wir allerdings deutlich stärkere sensorische Mängel festgestellt. 

Lavazza erbringt keine Nachweise für faire Produktion 

Zudem bemängeln wir die fehlende Transparenz, was Produktion und Arbeitsbedingungen für den Lavazza-Kaffee betrifft. Wir haben den Anbietern der Espressi im Test einen umfangreichen Fragebogen geschickt. Die Antworten sollten sie mit unabhängigen Dokumenten belegen. Lavazza hat es sich einfach gemacht: Das Unternehmen hat keine Antwort gegeben. Somit wissen wir nichts über die Herstellung der Espressobohnen von Lavazza. 

Das Unternehmen hat die gesamte Lieferkette bis zu den Kaffeebauern nicht offengelegt. Somit wissen wir auch nicht, ob ein mit dem Fairtrade-Mindestpreis vergleichbarer Preis für den Kaffee gezahlt wurde. Dieser ist ein Sicherheitsnetz für die Bauern, wenn der Börsenpreis extrem niedrig ist, wie das aktuell der Fall ist. Unklar bleibt auch, ob hochgiftige Pestizide auf den Farmen verboten sind. Diese Nachweise erbringen mehrere Anbieter im Test nicht. 

Einen Minuspunkt gibt es auch für die enthaltenen chlorierte Verbindungen in der Verpackung des Lavazza Espresso Cremoso

Den kompletten Test mit allen Detailergebnissen können Sie hier als e-Paper kaufen.

Kaffee ist in Deutschland beliebt. Wir haben 22 Espressoröstungen getestet.
Kaffee ist in Deutschland beliebt. Wir haben 22 Espressoröstungen getestet. (Foto: suju/Pixabay )

So setzt sich das Gesamturteil zusammen 

Das Gesamturteil beruht zu gleichen Teilen auf den Teilergebnissen Inhaltsstoffe sowie Kaffeeproduktion und Transparenz. Weil wir den Gehalt von Acrylamid im Lavazza Espresso Cremoso im Test als "erhöht" einstufen, gibt es zwei Noten Abzug. Damit verschlechtert sich das Teilergebnis Inhaltsstoffe von "sehr gut" auf "befriedigend".

Das Teilergebnis Kaffeeproduktion und Transparenz lautet "ungenügend", weil das Unternehmen keinerlei Angaben zur Herstellung der Kaffeebohnen machte und es dadurch Minuspunkte hagelte. Aus den beiden Noten "befriedigend" und "ungenügend" entsteht das Gesamturteil "mangelhaft". Details zu Bewertung und Prüfmethoden lesen Sie hier auf der Seite zum Test im Abschnitt Testverfahren.

Der Test zeigt: Alle Kaffees im Test enthalten mindestens Spuren von krebsverdächtigem Acrylamid. Zudem sind bittere Arbeitsbedingungen auf den Plantagen nicht ausgeschlossen, es fehlt an Transparenz. Immerhin: Fast alle Bohnen schmecken in der Sensorikprüfung "gut" oder "sehr gut". Insgesamt sind nur fünf von 22 getesteten Espressobohnen empfehlenswert. 

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